installation

[VOIX (TIME)]

An installation with concert by / Eine konzertante Installation von
Gerhard Stäbler - Visuals: Heiko Daxl, Hartmut Jahn, Veit-Lup

[VOIX (TIME)]

THE TEAM

A Concert for Sound and Image

Concept:
Gerhard Stäbler

Visuals:
Heiko Daxl, Hartmut Jahn, Veit-Lup

Music Composition:
Sue-Youn Hong
Vadim Karassikow
Ernst-August Klötzke
Jeff Kowalkowski
Michael Maierhof
Michael Oesterle
Kunsu Shim
Amnon Wolman
Gerhard Stäbler

in cooperation with belcanto Ensemble
Ensemble Modern

and with
Internationale Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt 1998,
Akademie der Künste Berlin, Akademie für Tonkunst Darmstadt

Internationales Musikinstitut Darmstadt, Darmstadt 1998

Lehmbruck Museum Duisburg 1999


EN [VOIX (TIME)], is a concert performance with video installation during the Rheinisches Musikfest in the Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg in May 1999

[VOIX (TIME)], is multimedia project by Gerhard Stäbler . Concert performance by the Ensemble Modern with video installation during the Darmstadt Summer Course for New Music in July 1998

A grid forms the basic structure. The camera moves around the grid and has different choices - another meaning of "la voix" - to follow certain lines, other directions or cross junctions. At some of these junctions events of various visual - acoustic nature happen while they are taken out off their usual context. Abstract sequences are followed by glimpses of reality. Excerpts, changes of colour, superimpositions of the images, jumps, time - laps and slow -motion build the stock of raw-footage for a poly - vox image of time.

"Narrative structures seem to be far away, but then the images start to communicate with the music and form a new kind of story-telling." Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.8.1998

"Large orchestral concerts have been very rare at the International Summer Course for New Music in recent years. Although the larger specialist ensembles for contemporary music were regularly represented in Darmstadt in the nineties - the Klangforum Wien with a comprehensive project on Austrian composing or the Musikfabrik Nordrhein-Westfalen and often the Ensemble Modern - contemporary symphonic music was not heard again until the fiftieth anniversary two years ago. The concentrated performance of the multimedia work "[voix (time)]", conceived by the composer Gerhard Stäbler, with the ensemble "belcanto" led by Dietburg Spohr and the Ensemble Modern, not only presented the complex result of the examination of the various materials, but also confirmed the communication between the participating artists during the two weeks of work, which was open to every suggestion. Gerhard Stäbler's transparent concept combines gradual sequences with paratactic montage. Following a predefined schedule, eight composers from Korea, Russia, Germany, the USA and Israel composed fragmentary music that was brought into an exciting relationship with the prefabricated videos by Heiko Daxl, Harmut Jahn and Veit-Lup. Through the ultimately withdrawn gestures of the mostly quiet music and through the static of the sparsely moving images, the group composition "[voix (time)]" brings our daily world of experience down to a tolerable level. Schopenhauer's pessimistic wisdom, that the will is in the thing and will finally prevail, does not always have to prove true. Admittedly, the artists also pose riddles with their narratives. Who is the unsympathetic man whose bald head constantly appears from below on the screen? Does he have the woman on his conscience, whose murder was accompanied by the typical crime novel rhythm played on the cymbals with the brooms? Are the repeatedly faded-in vocal lips and closed lips the symbol of the woman's silent cry as the victim of the story? Is the piece ultimately about the Vox Humana, whose cries for human dignity are no longer heard in the zapping world outside, and what do such messages still count for today? In Veit-Lup's pictures, men lift weights and grimly bare their teeth. The contrast of this martially dull image to the vulnerably intoned Old English lyricism in the tender vocal fragment by Ernst-August Klötzke could not be greater.
Achim Heidenreich, NMZ Neue Musikzeitung, 10.10.1998

DE [voix(time)], Konzertante Aufführung mit Video-Installation während des Rheinischen Musikfestes im Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg im Mai 1999

[VOIX (TIME)], Multimediales Projekt von Gerhard Stäbler. Konzertante Aufführung durch das Ensemble Modern mit Video-Installation während der Darmstädter Ferienkurse für neue Musik im Juli 1998

Ein Raster bildet die Grundstruktur. Die Kamera bewegt sich um das Raster herum und hat verschiedene Möglichkeiten - eine weitere Bedeutung von "la voix" -, bestimmten Linien, anderen Richtungen oder Kreuzungen zu folgen. An einigen dieser Kreuzungen ereignen sich Ereignisse unterschiedlicher visuell-akustischer Natur, während sie aus ihrem gewohnten Kontext herausgelöst werden.
Auf abstrakte Sequenzen folgen flüchtige Einblicke in die Realität. Ausschnitte, Farbwechsel, Überlagerungen der Bilder, Sprünge, Zeitraffer und Zeitlupen bilden den Fundus des Rohmaterials für ein polyvoxes Zeitbild.

"Narrative Strukturen scheinen weit weg zu sein, doch dann beginnen die Bilder mit der Musik zu kommunizieren und bilden eine neue Art des Geschichten erzählens."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.08.1998

"G
roße Orchesterkonzerte gab es bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in den letzten Jahren nur sehr selten. Zwar waren die größeren Spezialisten-ensembles für zeitgenössische Musik in den neunziger Jahren regelmäßig in Darmstadt vertreten – das Klangforum Wien mit einem umfassenden Projekt zum österreichischen Komponieren oder die Musikfabrik Nordrhein-Westfalen und oft das Ensemble Modern –, doch zeitgenössiche sinfonische Musik war erst zum fünfzigjährigen Jubiläum vor zwei Jahren wieder zu hören. Mit der konzentrierten Aufführung des vom Komponisten Gerhard Stäbler konzipierten Multimediawerks „[voix (time)]“mit dem von Dietburg Spohr geleiteten Ensemble „belcanto“ und dem Ensemble Modern wurde nicht nur das komplexe Ergebnis der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Materialien präsentiert, sondern auch die für jede Anregung offene Kommunikation zwischen den beteiligten Künstlern während der zwei Arbeitswochen bestätigt. Gerhard Stäb-lers transparentes Konzept vereint allmähliche Abläufe mit parataktischer Montage. Nach einem vorgegebenen Zeitplankomponierten acht Komponisten aus Korea, Russland, Deutschland, den USA und Israel fragmenthafte Musiken, die mit den vorgefertigten Videos von Heiko Daxl, Harmut Jahn und Veit-Lup in ein spannungsvolles Verhältnis gebracht wurden. Durch die letztlich zurückgenommene Gestik der meistens leisen Musiken und durch die Statik der sparsam bewegten Bilder, wird mit der Gruppenkompositon „[voix (time)]“ unsere tägliche Erfahrungswelt auf ein erträgliches Maß heruntergefahren. Schopenhauers pessimistische Weisheit, dass der Wille im Ding steckt und sich endlich auch durchsetzen wird, muß sich nicht immer bewahrheiten.

Freilich geben die Künstler mit ihren Erzählungen auch Rätsel auf. Wer ist der Unsympath, dessen Glatzkopf ständig von unten auf dem Bildschirm erscheint? Hat er die Frau auf dem Gewissen, zu deren Ermordung mit den Besen der typische Krimi-Rhythmus auf den Becken angespielt wurde. Sind die immer wieder eingeblendeten Stimmlippen und geschlossenen Lippen das Symbol des stummen Schreis der Frau als Opfer der Geschichte? Handelt das Stück am Ende von der Vox Humana, deren Rufen nach Menschenwürde in der zappenden Welt draußen keiner mehr hört, und was zählen solche Botschaften heute noch? In Veit-Lups Bildern stemmen Männer Gewichte und fletschen dabei grimmig die Zähne. Der Kontrast dieses martialisch-dumpfen Bildes zur verletzlich intonierten altenglischen Lyrik in dem zarten Vokalfragment von Ernst-August Klötzke könnte nicht größer sein.
Achim Heidenreich, NMZ Neue Musikzeitung, 10.10.1998

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